Volksbank Kierspe trotzt schwierigen Rahmenbedingungen mit soliden Ergebnissen
Aus seiner Einschätzung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland macht Stephan Böhse keinen Hehl: Die Wirtschaft sieht er konjunkturell am Boden, auch im Märkischen Kreis sei die Arbeitslosigkeit sehr hoch, Wohlstandsverluste werden spürbar. Mit den hauseigenen Zahlen ist Böhse, der gemeinsam mit Stephan Baldschun die Volksbank Kierspe eG leitet, dennoch zufrieden. Die beiden Vorstände des heimischen Geldinstitutes weisen im Jahresabschluss für 2024 Gewinne und Wachstum aus.
KIERSPE (mk) Eigentlich könnten die Vorstände mit der eigenen Situation zufrieden sein: Die Eigenständigkeit ihrer Bank sehen Böhse und Baldschun durch den Jahresabschluss weiterhin als gesichert an, das Eigenkapital konnte deutlich gestärkt werden. Selbst mit dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel wurde die hiesige Genossenschaftsbank noch nicht unmittelbar konfrontiert: 30 Mitarbeiter hat das Geldinstitut nach eigenen Angaben, und mit sieben Auszubildenden sieht man sich auch für die Zukunft gut aufgestellt. “Wir wollen damit weiterhin die qualitativ hochwertige Kundenberatung in unserem Haus sicherstellen”, erklären die Vorstände dazu schriftlich.
Bei den Firmenkunden sieht es mit dem Personal allerdings anders aus. Der branchenübergreifende Fachkräftemangel ist ein allgegenwärtiges und zentrales Problem. Auch Standortfaktoren wie die hohen Energiepreise, die rückständige Digitalisierung oder die massiven Mängel in der Verkehrsinfrastruktur sehen Böhse und Baldschun als Ursachen von Abwanderungen der Industrie ins Ausland. Hier besteht in den Augen der beiden Volksbank-Vorstände dringender Handlungsbedarf. Davon betroffen sei besonders auch Südwestfalen.
Hinsichtlich der Bürokratie spüren die Bänker die Probleme ihrer Kunden selbst. Dazu komme für Unternehmen der Finanzwirtschaft noch eine überbordende Regulatorik. Beides verursache exorbitante Kosten, mindere die Ertragskraft und seien letztlich auch schädlich für das Steueraufkommen. “Mittlerweile sind die Prüfungskosten bei uns rund zehnmal so hoch, wie in einem vergleichbar großen Unternehmen der Realwirtschaft”, ordnen Baldschun und Böhse den zusätzlichen Aufwand ein. Dies sei, davon ist man überzeugt, auch der Grund für die Fusionswelle bei Volks- und Raiffeisenbanken, da die Situation die Eigenständigkeit der Geldinstitute massiv erschwert. Derzeit existieren nach ihren Angaben noch 750 eigenständige Volksbanken sowie Raiffeisenbanken, und die Tendenz ist fallend.
Diese Zahlen veröffentlichte die Volksbank Kierspe e.G. als Zusammenfassung ihres Jahresabschluss für 2024:
- Ergebnis vor Steuern: 1.168 TEUR
- gezahlte Steuern: 436 TEUR
- Dividende an Mitglieder der Bank: 83 TEUR (=6,5 % -> der Satz liegt seit Jahren deutlich über dem Durchschnitt aller Volksbanken/Raiffeisenbanken)
- Bilanzielles Kundenkreditgeschäft: 110,0 Mio. EUR (+3,8 Mio EUR oder +3,6 %)
- Bilanzielles Kundeneinlagegeschäft: 121,1 Mio. EUR (+2,1 Mio. EUR oder +1,8%)
- Bilanzsumme: 160,1 Mio. EUR (+1,5 Mio. EUR oder 1,0 %)
- Gesamtes Kundenvolumen (Verbundbilanz): 325,3 Mio. EUR (+6,0 Mio. EUR oder 1,9 %)
- Spenden an gemeinnützige Einrichtungen: 33 TEUR (incl. KuK — Verein für Kommunikation und Kultur)