Spedition Sack läutet Adventszeit ein
KIERSPE (mk) Diese Band ist ein Phänomen: Einerseits bezeichnen sich die “Spedition Sack” als die schlechteste Countryband der Welt, andererseits wollen sie bei ihren Gastauftritten beim Truckerfestival in Baltrum die einzige gute Live-Band gewesen sein. Abgesehen davon, dass den Gästen beim diesjährigen Vorweihnachts-Gig am vergangenen Freitag 24. November, derartige Bewertungen offenbar herzlich egal waren, könnte diese Diskrepanz dadurch umschifft worden sein, dass einfach nur wenig Country gespielt wurde. Im Gegenteil: Hans hat sich bei dem Auftritt im Landhaus Varmert sogar als Rapper verdingt, und das wohl ziemlich überzeugend. Irgendwie liegt aber der Verdacht in der Luft, dass die vierköpfige Combo mit ihrem Slogan nur kokettiert.
Allerdings ist man auch nicht zimperlich, wenn die Stimmung angeheizt werden soll: “Wer nicht mitsingt, den haut der Werkschutz”, lautete die klare Ansage. Wer bei der “Säckurity” diesmal Dienst hatte, war nicht auf Anhieb klar, weil einer der Roadies trotz verletztem und verbundenem Finger ganz loyal in Uniform mitmischte.
Trotz aller Schrulligkeiten muss man der Spedition Sack zugute halten, dass die Auftritte klar strukturiert sind. Dementsprechend wurde das erste Set des Abends sehr blueslastig. Beim Anheizen des Publikums kam beiläufig heraus, dass Horst zwar (noch) kein Jodeldiplom hat, sich aber immerhin “staatlich geprüfter Klatscher” nennen darf. Apropos Blues: Der erste Akt bewies, dass ein friedliches Nebeneinander von Blues und Country durchaus möglich ist. Obgleich die Fans beider Lager die historische Verbundenheit dieser musikalischen Richtungen vehement bestreiten. Von dererlei Zwietracht war bei den Säcken aber nichts zu spüren, schließlich war das Ganze ja dem Fest der Liebe gewidmet. Und so wechselten sich Hits wie MINNIE THE MOOCHER und Johnny Cash´s RING OF FIRE ab, und ließen das Stimmungsbarometer steigen.
Ganz dem Anlass verpflichtet, bestand das zweite Set aus typischen Weihnachtsliedern. Beziehungsweise dem, was die Säcke daraus gemacht haben. Der Respekt vor dem Liedgut hielt sich jedenfalls in Grenzen, was an sich nicht weiter dramatisch war. Bedenklicher war, dass Heinz das vergangene Jahr für alles Mögliche genutzt hat, aber anscheinend nicht für das Üben des Flötenspiels. Immerhin gab es keinen nennenswerten Ausfälle bei den erneut verteilten Fingerglöckchen.
Die Titel wurden in beiden Richtungen “gecovert”: Mal wurde ein volkstümlicher Text mit einem Pophit kombiniert, mal stand die Melodie des Weihnachtsliedes im Vordergrund. Gleich zwei Titel waren bekannten Persönlichkeiten gewidmet, die erfolgreich des Kokainkonsums überführt worden sind: Bei Liedern wie LET IT SNOW und LEISE RIESELT DER SCHNEE waren die Seitenhiebe unausweichlich. ALDO JAHRE WIEDER war dem Wirt und seinem Team gewidmet, der nun zum zweiten Mal die Location für die “Weihnachtsprobe” zur Verfügung stellte, und die war erneut rappelvoll. Zumal ein ortsansässiges Geldinstitut im Obergeschoss seine Weihnachtsfeier abhielt, und mancher sich im Laufe des Abends zum Säcke-Gig “verirrte”. Fest zum Repertoire gehört mittlerweile der Titel ES IST EIN HORST ENTSPRUNGEN. Soviel Kriminelle Phantasie und Drama in ein Weihnachtslied zu verpacken, zeigte sich erneut als Glanzleistung.
Das dritte Set gehörte dem Schlager-Genre, und natürlich den Liedern, die die Spedition Sack ihrer Heimat Kierspe gewidmet hat. Ob man angesichts des inzwischen eingesetzten Winterwetters MIT KURZAWSKI NACH PARIS wollte, war fraglich: Die meisten waren bei der Schneeglätte vermutlich froh, problemlos bis nach Rönsahl gekommen zu sein. Alles in allem mal wieder ein richtig schönes Konzert mit Horst, Hans und Heinz Sack, Holgi Hartz und der Säckurity! Übrigens war die “Weihnachtsprobe” wohl auch der krönende Abschluss der Jubiläumstour — so steht es zumindest hinten auf den Säcke-Shirts. Ach ja: Die Stimmung des Publikums lässt sich in Worten garnicht so richtig beschreiben. Dazu bitte Bilder schauen: