Razzia am Freisenberg: 40 Zollbeamte und die Bundespolizei im Einsatz
Update 17.00 Uhr: Nun hat sich auch eine Sprecherin der durchsuchten Firma auf die schriftliche Anfrage von mein-kierspe.de zu den Vorgängen geäußert. Das Facility Unternehmen bestätigt die Maßnahmen des Zolls sowieder Bundespolizei und erklärt weiter, dass Daten und Dokumente sichergestellt worden seien. Dem Zoll habe man “vollständige Kooperation und Transparenz zugesichert”, heißt es. Weitere Informationen wolle man aufgrund des laufenden Verfahrens aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geben. Wie inzwischen bekannt wurde, sind Durchsuchungen sogar an 28 Objekten durchgeführt worden. Diese fallen in den Arbeitsbereich “Finanzkontrolle Schwarzarbeit”.
Das Thema “Schwarzarbeit” hat viele Facetten: Im Wesentlichen geht es um Steuerhinterziehung und dem Einsparen von Sozialabgaben. Darüber hinaus bietet die Firma in erster Linie professionelle Reinigungsdienste an. Eine Branche, in der sich nicht wenige schwarze Schafe tummeln. Ein Niedriglohnsektor, in dem nicht selten mit “kreativen” Methoden der Mindestlohn umgangen wird, in dem die Mitarbeitenden mehr Arbeitsstunden leisten müssen, als bezahlt und dokumentiert werden.
Ob sich der Anfangsverdacht nach dieser Durchsuchungsaktion erhärten wird, bleibt abzuwarten. Die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen wird voraussichtlich Wochen oder gar Monate dauern. Offen bleiben auch die Fragen, ob es Festnahmen gegeben hat, und inwieweit in der aktuellen Situation noch ein reibungsloser Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten werden kann.
UPDATE Freitag, 16. Februar, 9.00 Uhr: Inzwischen liegt eine Erklärung des Personal-Dienstleisters vor, welcher nach eigenen Angaben nicht von der Razzia betroffen ist und auch nicht im Fokus der Ermittlungen steht. Diese würden sich gegen den Immobilien-Dienstleister richten, dessen Verwaltung im selben Gebäudekomplex angesiedelt ist. Eine Sprecherin des Persona-Dienstleisters erklärte, beide Unternehmen seien thematisch komplett separat voneinander in unterschiedlichen Branchen tätig. Es handele sich dabei auch nicht um eine Schwester- und Tochterfirma. Weitere Auskünfte wollte die Sprecherin des Personal-Dienstleisters auch aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht geben. Dass die juristisch ohnehin eigenständigen Unternehmen zusammenarbeiten, ist nach erster Recherche tatsächlich nicht äußerlich erkennbar, eine gewisse Verknüpfung aber offensichtlich. Im selben Gebäude firmieren auch noch zwei weitere Unternehmen, bei beiden ist aber die Verwandtschaft direkt erkennbar.
LÜDENSCHEID (mk) Es war eine Aktion, die von langer Hand vorbereitet worden war: Insgesamt 20 Objekte wurden bundesweit am Donnerstag, 15. Februar vom Zoll regelrecht “auf den Kopf gestellt”. Eines davon ist die Konzernzentrale eines Personaldienstleisters im Lüdenscheider Industriegebiet Freisenberg. Gleich 40 Zollbeamte führten die Durchsuchungsmaßnahmen durch, und wurden dabei von etlichen Bundespolizisten unterstützt. Die fuhren gleich in drei großen Bussen vor, dessen Gepäckabteile mit Stapeln von Umzugskartons vollgepackt waren.
Im Laufe des Einsatz wurden etliche von ihnen mit Akten vollgepackt und an der Laderampe in einen LKW der Bundespolizei verladen. Währenddessen wurden etliche Büros des Gebäudekomplexes durchsucht. Das Ziel der Razzia: Beweise finden, die den Verdacht auf Schwarzarbeit untermauern. Die Ermittlungen werden von der Hagener Staatsanwaltschaft geleitet, die Aktion wurde maßgeblich vom Hauptzollamt Dortmund organisiert. Dort erklärte Pressesprecher Nicolai Prowe, dass die Staatsanwaltschaft schon erhebliche Verdachtsmomente sehen wird, wenn eine derartige Durchsuchungsaktion durchgeführt wird.
Unklar ist derzeit aber, welcher Unternehmensteil betroffen ist: In dem Gebäude am Freisenberg ist der Stammsitz eines großen Personaldienstleisters ansässig, allerdings auch eine zur Unternehmensgruppe gehörende Firma für Immobilienmanagement. Auf Nachfrage wurde auf eine Mailadresse der Tochterfirma verwiesen, ein Indiz dafür, dass sich die Ermittlungen gegen diese richten. Eine Antwort liegt bislang nicht vor. Auch die Staatsanwaltschaft war für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar.
Die Durchsuchungsmaßnahmen erstreckten sich über den gesamten Donnerstag, die Beamten stellten sich zeitweise darauf ein, ihre Arbeit bis in die Nacht hinein fortzuführen. Über die anderen, parallel durchsuchten Objekte wurden keine Details bekannt. Lediglich, dass sie im gesamten Bundesgebiet liegen sollen. Ob es sich dabei um Niederlassungen, Lieferanten oder Unternehmen von Kunden handele, wurde nicht erklärt.