Lions-Hilfswerk fördert Tafeln in Meinerzhagen und Kierspe
KIERSPE / MEINERZHAGEN (mk) Zwei große Schecks durften die Meinerzhagener Tafel sowie das Soziale Bürgerzentrum “Hand in Hand” aus Kierspe in Empfang nehmen. Groß waren nicht nur die Abmessungen der nur für Deko-Zwecke zugelassenen “Pappen”, sondern auch die stattlichen Beträge: Beide gemeinnützigen Vereine werden mit jeweils 5000 Euro bezuschusst.
Dass man bei Hand in Hand lieber von Vorratskammer als von Tafel spricht, ist nebensächlich. Immerhin handelt es sich bei der Vorratskammer um eine der wichtigsten Abteilungen des Bürgerzentrums, und die Aufgaben sind im Wesentlichen dieselben wie die der bekannten Tafeln. Und die sind kostspielig: So sind beispielsweise in Kierspe jährlich fünfstellige Beträge nötig, um durch Zukäufe die Versorgung von bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln zu gewährleisten. Mit den kostenlosen Lebensmitteln, die aufgrund des Verfallsdatums nicht mehr von Händlern verkauft werden, kann der wachsende Bedarf schon lange nicht mehr gedeckt werden. Immerhin kann Hand in Hand durch andere Aktivitäten noch Einnahmen generieren, während die Meinerzhagener Tafel befürchten muss, mittelfristig nicht mehr mit dem Platz klarzukommen, den die evangelische Kirche als Träger der Tafel mietfrei zur Verfügung stellt.
Vom Lions Hilfswerk, dem anerkannt gemeinnützigen Ableger des Lions Club, werden beide Einrichtungen regelmäßig mit Spenden gefördert: „Es hat bei uns Tradition, beide Tafeln zu unterstützen“, bekräftigt Roman Kappius. Und das mit zunehmender Tendenz, da der Bedarf stetig zunehmen würde, so der Schatzmeister des Lions-HIlfswerks Meinerzhagen-Kierspe.
Die symbolische Spendenübergabe am Mittwoch, 13. November, war auch ein willkommener Anlass, Einblicke in die Arbeit der Tafeln zu geben. Das Prinzip ist geläufig, doch welch immense Herausforderungen die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ständig zu bewältigen haben, kann nicht oft genug erläutert werden. Die Spendenbeträge werden auf jeden Fall für den Kauf von Lebensmitteln aufgewandt, das bekräftigten die Vertreter beider Empfänger, und genau dies sei auch so vorgesehen, erläutert der Präsident des hiesigen Lions Hilfswerkes Dr. Gerhard Proske.
Erwirtschaftet wurde die stattliche Spenden mit Aktionen wie dem Verkauf der beliebten Weihnachtskalender, betonte Lions-Schatzmeister Kappius und möchte mit der Spende auch die ehrenamtliche Arbeit der Tafeln würdigen, denn diese sei “mit Geld fast nicht zu bezahlen”. Auch die Begünstigten sehen in den Spenden nicht nur eine dringend nötige Finanzspritze, sondern auch eine willkommene Würdigung für ihre Leistungen: “Spenden tun als Wertschätzung den Beteiligten gut”, bekräftigt Pastor Klaus Kemper-Kohlhase, dessen Kirchengemeinde der Träger der Meinerzhagener Tafel ist.
Einen Exkurs in die aktuelle Situation der Tafeln gab es bei der Spendenübergabe auch. So räumte der Hand-in-Hand-Vorsitzende Markus Gorecki mit einem Vorurteil auf: “Es sind keineswegs nur Ukrainer und andere Flüchtlinge oder Rentner, die wir verköstigen”, so Gorecki. Vielmehr sei es die ureigene Bevölkerung, bei denen der Bedarf an Unterstützung stetig steigen würde. Darunter auch immer mehr alleinerziehende Mütter. “Den kompletten Bedarf zu decken, ist für die Tafeln in Deutschland schon garnicht mehr machbar”, ergänzt Wolfgang Opitz, der Kassierer des sozialen Bürgerzentrums.
Noch immer müssten bei beiden Tafeln die Lebensmittelspenden und Einkäufe überwiegend mit privaten PKW abgeholt werden. Eigene Fahrzeuge haben die Vereine nicht, immerhin würden Firmen immer wieder Lieferwagen zur Verfügung stellen. Während der Bedarf steigt, kann man das vom Aufkommen der Lebensmittelspenden nicht sagen. Das ist nach Schilderungen der Tafeln der Konkurrenz um die Spenden geschuldet, aber Markus Gorecki räumt auch ein, dass durch “ausgefeilte Logistik bei den Lebensmitteldiscounter” auch immer weniger Lebensmittel zur Disposition stünden. Für diesen Faktor zeigt aber völliges Verständnis. Eine Konkurrenz durch die Bewegung der “Lebensmittelretter” ist aber noch nicht spürbar. Diese verfolgen in ökologischer Sicht einen ähnlichen Ansatz wie die Tafeln, geben ihre Lebensmittel aber ohne einen Bedürftigkeitsnachweis weiter. Eher ein Dorn im Auge der Tafeln sind professionelle Abnehmer, die mit Lebensmittelspenden noch Geld erwirtschaften würden. Zu beobachten sei auch, dass immer mehr Händler Waren vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums noch stark reduziert verkauft würden. Letztlich geht es ohne Zukäufe sowieso nicht, da die Menschen auch auf länger Haltbares wie Nudeln oder Lebensmitteln in Konserven angewiesen wären, die ohnehin zugekauft werden müssten. Mit der Spende konnte Lions Hilfswerk den Tafeln auf jeden Fall kräftig unter die Arme greifen.
Auf dem Foto von Links:
Christel Frank, ehrenamtliche Helferin der Meinerzhagener Tafel e.V.
Dr. Gerhard Proske, Vorsitzender des Lions-Hilfswerks Meinerzhagen-Kierspe e.V.
Daniel Sorgler, Club-Beautragter des Lions Club Meinerzhagen-Kierspe
Klaus Kemper-Kohlhase Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Meinerzhagen
Ulrich Roth, ehrenamtliche Helfer der Meinerzhagener Tafel e.V.
Markus Gorecki, Vorsitzender des Sozialen Bürgerzentrums Hand in Hand e.V., Kierspe
Wolfgang Opitz, Kassierer des Sozialen Bürgerzentrums Hand in Hand e.V., Kierspe
Foto: Markus Klümper