3. Dezember 2024
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CBD-Shop schließt nach eineinhalb Jahren — Betreiber gibt Stadt Mitschuld

KIERSPE (mk) Dass Geschäftsmodelle scheitern, ist nichts ungewöhnliches. Dass es insbesondere Unternehmen an der Kölner Straße in Kierspe in vielerlei Hinsicht nicht leicht haben, ist bekannt und nachvollziehbar. Ungewöhnlich klingt aber der Vorwurf, den der Inhaber des Kiersper CBD-Shops der Stadt in einem Statement auf seinem Facebook-Profil macht. Nach nur eineinhalb Jahren zieht der Betreiber des Fachgeschäftes für Zubehör für den Cannabis-Konsum die Reißleine, und fühlt sich von der Verwaltung im Stich gelassen.
Der Sohn des Geschäftsinhabers, der selbst im Laden mitarbeitet, erklärt im Gespräch mit MEIN KIERSPE, welche Unterstützung aus dem Rathaus er vermisste. Namentlich genannt werden möchte er nicht, spricht aber offen über das, was in seinen Augen schiefgelaufen ist.
Zunächst kristallisiert sich heraus: In dem Unternehmen gegenüber des Hagebaumarktes passen mehrere Faktoren nicht mehr, und die Verkehrsbelastung auf der Kölner Straße spielt dabei offenbar nur eine völlig nebensächliche Rolle. Entscheidender ist wohl: Ein Geschäftspartner seines Vaters sei im vergangenen Sommer ausgestiegen, und die Arbeit sei für ihn und seinen Vater nun kaum noch zu stemmen.
Das wesentliche Problem sieht er aber vor allem darin, dass der Plan, “Cannabis-Modellstadt” zu werden, seitens des Kiersper Rates verworfen wurde. Ohne den legalisierten Verkauf von Cannabis-Produkten habe das Geschäft kaum eine Grundlage, der Handel mit Zubehör oder den in Deutschland legalen HHC-Produkten bringe nicht genug Umsatz. Von der Stadt Kierspe sei man enttäuscht, dass der Plan der Grünen einfach fallen gelassen worden ist.
Nun befürchten Vater und Sohn, dass stattdessen Nachbarorte sich darum bemühen, sogenannte “Cannabis-Modellstadt” zu werden, so dass andere CBD-Shops in den jeweilen Orten das Geschäft mit entsprechende Substanzen und auch dem entsprechenden Zubehör machen würden. Der Sohn des Inhabers wähnte sich der Unterstützung verschiedener Fraktionen sicher, und war nach eigenem Bekunden völlig von der Ablehnung überrascht.
Abgesehen davon, dass mehrere, völlig verschiedene Aspekte zur Aufgabe des Ladens führen, scheint der Betreiber hinsichtlich der politischen Entwicklung wohl zu hoch gepokert zu haben, denn ein etwaiges Bemühen, aus Kierspe eine derartige Modellstadt zu machen, steckte eh noch im absoluten Frühstadium und war vorrangig der Wunsch der Grünen im Stadtrat. Mit einer Sitzung des Ausschusses für “Demografie, Familie und Soziales” am war das Vorhaben am 7. November dann auch vom Tisch, woran Dorette Vormann-Berg stellvertretend auf die Nachfrage an Bürgermeister Olaf Stelse erinnerte. Dabei wäre seinerzeit sowieso nichts beschlossen worden, woraus sich in absehbarer Zeit ein kommerzielles Geschäftsmodell hätte entwickeln lassen können. Der Antrag der Grünen-Fraktion zielte lediglich darauf ab, wohlwollend die weitere Entwicklung der Gesetzgebung abzuwarten und gegebenenfalls die Modellstadt-Bewerbung durch die Verwaltung zu beschließen. Allerdings gab es aus anderen Fraktionen massiven Gegenwind: Ein Argument zielte beispielsweise auf das in Kierspe fehlende, aber für dieses Vorhaben nötige Gesundheitsamt ab, ein anderes thematisierte die Gefahren im Umgang mit Betäubungsmitteln.
Selbst im besten Falle hätten die Betreiber des CBD-Shops eine langjährige Durststrecke überstehen müssen, um von einer etwaigen Cannabis-Legalisierung zu profitieren. So lange wollen sie nicht mehr warten: Ohne einen konkreten Tag zu nennen, soll der Laden Ende Dezember schließen. Bis dahin können Kunden noch von Abverkaufspreisen profitieren.

Fotos: Markus Klümper

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