UPDATE: Lage im Kiersper Rathaus nach IT-Blackout unverändert
Update vom 31. Oktober, 11.00 Uhr:
Die Situation in der Verwaltung der Rauk-Stadt hat sich nicht verändert. Neue Informationen, wie es weitergehen soll, werden erst für den Nachmittag erwartet. Dann wolle sich die Südwestfalen IT (SIT) zum aktuellen Sachstand äußern, erklärte Dorette Vormann-Berg auf Anfrage. Das bedeutet: Der Betrieb im Rathaus ist weiterhin sehr eingeschränkt, vor allem im Hinblick auf Online-Dienste.
Der Dienstleister, der insgesamt 72 öffentliche Verwaltungen zu seinen Kunden zählt, hat sich inzwischen auf einer notdürftig publizierten Internetseite zu dem Geschehen erklärt. Tatsächlich sprich der Anbieter selbst von einem Cyber-Angriff, es seien Erpressung-Trojaner auf den eigenen Systemen gefunden worden. Hinsichtlich dessen Auswirkungen spricht SIT von Vorsichtsmaßnahmen, so seien die Kunden mehr oder minder vorbeugend abgekoppelt worden. Ob die Schadsoftware bereits Wirkung gezeigt hat, wurde noch nicht erklärt. Immerhin steht das Unternehmen nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit dem Landeskriminalamt sowie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Ausserdem seien externe Fachunternehmen hinzugezogen worden, die helfen sollen, die Lage in den Griff zu bekommen.
Die Folgen derartiger Cyber-Angriffe können drastisch sein. In den Verwaltungen trifft es vor allem die Bürger: Wenn beispielsweise Autos nicht umgemeldet werden können, oder eine Urlaubsreise durch einen abgelaufenen Personalausweis oder Reisepass gefährdet ist und Ersatz nicht mehr rechtzeitig beschafft werden kann. In der freien Wirtschaft geht es um völlig andere Dimensionen. So hat sich die Funke Mediengruppe nach einem umfassenden Angriff dazu entschlossen, die komplette IT-Infrastruktur komplett neu aufzubauen. Alleine 6000 Desktop-Rechner und Notebooks sind komplett neu eingerichtet worden, obendrein wurden in großem Stil neue Computer eingekauft, um einen Grundstock für das Mammut-Projekt zu haben. Immerhin hat es das Medienhaus geschafft, den Geschäftsbetrieb noch einigermaßen aufrechtzuerhalten. Ein ähnliches Szenario in anderen Branchen kann sich auf die Produktion noch weitaus heftiger auswirken. So standen im VW-Konzern nach einer IT-Störung in mehreren Werken die Bänder still, die Auswirken waren sogar weltweit bei VW-Händlern zu spüren. Hier war der Auslöser nach Angaben des Konzern noch nicht einmal ein externer Angriff, sondern ein internes Netzwerkproblem.
Erstmeldung vom 30. Oktober:
Zur Stunde gibt es einen umfangreichen Systemausfall im Märkischen Kreis. Davon betroffen sind seit dem Morgen des 30. Oktober unter anderem die Internetpräsenzen der Kreisverwaltung, aber der Städte Halver oder Meinerzhagen. Nicht so offensichtlich wirkt sich die Störung im Rechenzentrum für die Kiersper Verwaltung aus, denn die Website des Rathauses, kierspe.de, ist derzeit noch problemlos erreichbar. Doch das täuscht!
Wie die Stadt selbst unter anderem auf Facebook mitteilt, sind auch hier zahlreiche Funktionen lahmgelegt. Die gesamte Infrastruktur des Rathauses kann derzeit nur sehr eingeschränkt genutzt werden. Buchungen, die Bürger selbst auf der Homepage vornehmen, funktionieren nicht. Wann die Probleme behoben sein werden, sei nicht absehbar, wie Dorette Vormann-Berg auf Nachfrage erklärte.
Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass eine Cyber-Attacke auf den kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT die Ursache für die Störung ist. Betroffen sind daher nicht nur Kommunen im Märkischen Kreis, sondern auch anderen Landkreise wie Siegen oder Soest. Auch im Nachbarkreis Olpe seien alle Kommunen indirekt Opfer des Hacker-Angriffes, wie die WESTFALENPOST berichtet. Der WDR berichtet, der in Siegen und Hemer ansässige IT-Anbieter habe 70 Kunden, die alle mehr oder weniger durch die Attacke lahmgelegt worden seien. Teilweise seien sogar die Telefonsysteme zusammengebrochen.
Diesbezüglich hat das Kiersper Rathaus noch Glück: Zumindest der altbewährte Griff zum Telefonhörer funktioniert zumindest aktuell noch problemlos. Andere Rathäuser haben nach Berichten des Westdeutschen Rundfunks mittlerweile geschlossen. Im Rechenzentrum der Südwestfalen IT wird derzeit fieberhaft an einer Behebung der Störung gearbeitet.
Foto oben: Screenshot der Website kierspe.de
Foto unten: Rathaus der Stadt Kierspe / Fotograf: Markus Klümper