21. November 2024
KierspeVolmetal

Fusion der Kirchengemeinden in Kierspe gefeiert

KIERSPE (mk) Förmlich sind sie es bereits seit drei Wochen, doch erst mit einer zünftigen Fusionsfeier und einem Fusionsgottesdienst wurde die Zusammenlegung der evangelischen Kirchengemeinde Kierspe mit der Rönsahler Gemeinde besiegelt. Das darf man sogar wörtlich nehmen: Am vergangenen Sonntag, 21. Januar, wurde im Rahmen des Gottesdienstes das neue Logo der nun zusammengehörenden Kirchengemeinde “Kierspe und Rönsahl” vorgestellt. Der gezeigte Stempelabdruck löst zum einen das klassische, lateinische Kreuz sowie den St. Servatius ab. Stattdessen wird nun ein griechisches Kreuz gezeigt, kombiniert mit einem Herzen und Strahlensymbolen. Eine sehr moderne Gestaltung, die bei den zahlreichen Besuchern der Margarethenkirche auf große Zustimmung stieß. Gestaltet wurde das neue Siegel innerhalb der Gemeinde, der Künstler zog es aber vor, weitgehend inkognito zu bleiben.

Neue Gemeinde, neues Siegel: Die moderne, frisch Gestaltung erntete viel Begeisterung! Fotos: Markus Klümper

Der Gottesdienst wurde besonders musikalisch, mit einer Band, drei Gesangschören und einem Posaunenchor und vielen Liedern gestaltet. Predigten wurden kurz gehalten, darauf hat Pfarrer George Freiwat gleich zu Beginn des Gottesdienstes hingewiesen. Maximal sechs Minuten, allerdings mehrfach, denn auch Pfarrer Martin Spindler und Superintendent Dr. Christof Grote hielten Ansprachen. Die passten allerdings nur teilweise in die Kategorie “Predigt”, sondern waren recht humorige Betrachtungsweisen auf die gesellschaftlichen Auswirkungen der Fusion.

Denn tatsächlich wird sich im klassischen Gemeindeleben vorläufig wohl noch garnicht so viel ändern. Denn schon seit Jahren wachsen beide Gemeinden zusammen. Angesichts der Ansprachen und Grußworte drängt sich eher die Frage auf, wie weit sich die Fusion auf die gewisse Eigenständigkeit von Rönsahl auswirken werde. So erklärte Pfarrer Freiweit in seiner wohl nicht ganz ernst gemeinten Einleitung, es wäre garnicht so klar, wo das Volk der Rönsahler hergekommen seien, und vermutete, sie seien “vor 2000 Jahren aus Gallien eingewandert”. Ausserdem würden die Rönsahler eine gewisse Distanz pflegen, ohne zu wissen, dass diese den Kierspern genauso recht sei. Auch Holger Scheel griff das Thema auf, allerdings aus einem etwas anderen Blickwinkel. Der Rönsahler Ortsbürgermeister erklärte sinngemäß, es gehöre zu seinem Amt, die Eigenständigkeit Rönsahls zu wahren. “Insofern ist ein Grußwort meinerseits anlässlich einer Vereinigungsfeier durchaus ein etwas zweischneidiges Schwert”, so Scheel. Seine Amtskollegin Marie-Luise Linde, eine der beiden stellvertretenden Bürgermeisterinnen der Stadt Kierspe, hielt sich in ihrer Ansprache sehr kurz und wünschte vor allem, dass das Zusammenwachsen der beiden Gemeinden zu einer Großen gelingen möge.

An die von George Freiwat gesetzte “Redezeit” hielt sich sogar Superintendent Dr. Grote, der zum Schmunzeln der Kirchenbesucher erklärte, er könnte durchaus länger sprechen, “aber er wolle noch einigemaßen beliebt hier rausgehen”. Pfarrer Spindler schaffte trotz der Kürze den Spagat, die Fusion mit biblischen Blickwinkeln zu betrachten, in dem erklärte, dass die Menschen die “heiligen Steine seien, aus der das Kirchengebäude gebaut seien”. Er verglich die zusammengelegten Gemeinden mit einer neuen, frischen Mischung, keinesfalls sei sie “eine Mogelpackung.”

Damit kratzte Pfarrer Spindler ein Thema an, über das an diesem Vormittag noch nicht deutlich gesprochen wurde: Die Zukunft der Kirchen und Gemeindehäuser. Angesichts der laufenden Kosten, die derartige Gebäude alleine in der Instandhaltung und im Energiebedarf verursachen, macht sich niemand Illusionen, es müssen Konzepte und Lösungen her. Die sind aber in dieser ländlichen Gegend weit schwieriger zu finden, als in Ballungszentren. Bei der Servatius- und der Margarethenkirche handelt es sich um denkmalgeschützte Gebäude, eine anderweitige Nutzung erscheint undenkbar. Etwas resigniert wirkt Pfarrer Freiwat, auf dieses Thema angesprochen. Doch stellt er klar, dass im Grunde jede Möglichkeit in den kommenden Jahren geprüft werden müssen. Vieles, was in Großstädten eine sinnvolle Möglichkeit wäre, scheidet aber in Kierspe wohl aus.

Von diesem Thema ließen sich die Besucherinnen und Besucher des Fusionsgottesdienst aber sowieso nicht die Laune verderben. Sie genossen die lockere Stimmung, die musikalischen Einlagen, und obendrein einen Imbiss. Dass sich in Zukunft Einiges ändern wird, ist klar, doch statt Wehmut war Aufbruchsstimmung zu spüren.

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