Kiersper Feuerwehr blickt auf ein Jahr ohne “Großschadenslagen” zurück
KIERSPE (mk) Das neue Jahr ist nun wenige Tage alt, und die Feuerwehr zieht Bilanz. Exakt 222 Einsätze haben die drei Kiersper Löschzüge im vergangen Jahr absolviert. Das waren neun mehr als zuvor in 2022. Eine Mehrbelastung resultiert daraus aber nicht, wie Christian Schwanke in einem Pressegespräch betonte: “Wir haben keine ganz großen Gebäudebrände gehabt, auch die Unwetter-Einsätze waren nicht sehr aufwändig.” Vor allem hinsichtlich etwaiger Waldbrände war es ruhig: Mit exakt drei sind vergleichsweise wenige entsprechende Einsätze in der Statistik aufgeführt, die obendrein auch relativ klein waren.
Zu den spektakulären Einsätzen zählten zweifelsohne die Rettung einer Person aus der Jubach-Talsperre sowie die beiden Sprengungen von Geldautomaten. Die Wasserrettung ging zum Glück gut aus, nach den Automatensprengungen konnte die Feuerwehr wenig tun. Bemerkenswert auch die drei Tierrettungen: Eine Katze musste binnen weniger Tage gleich zweimal hintereinander aus einer Notlage befreit werden!
Darüber hinaus gab es die typischen Einsätze, die die Feuerwehr mal mehr, mal weniger beschäftigen: Hilfe bei Verkehrsunfällen, ausgelaufene Betriebsmittel und ausgelöste Brandmeldeanlagen. Türöffnungen sowie Tragehilfe-Alarmierungen nehmen aufgrund der Altersentwicklung in der Bevölkerung zu. Ein Trend der auch vor der Feuerwehr Kierspe nicht Halt macht. 35-mal klingelte deswegen im Jahr 2023 der Melder bei den Ehrenamtlichen. Von den beiden Vermisstensuchen ist den Feuerwehrleuten eine besonders in Erinnerung geblieben: Der Gesuchte wurde am nächsten Morgen in einem Linienbus in Engelskirchen angetroffen. Wohlbehalten und gesund!
Bei zwölf Alarmierungen lautete das Stichwort “Brand am Gebäude”. Die Absicherung von Rettungshubschrauberlandungen, die Hilfe bei Gasgeruch oder bei anschlagenden Heimrauchmeldern wird in der Statistik unter “Sonstiges” geführt und führte in 20 Fällen zum Ausrücken der Feuerwehr. Was darüber hinaus ins Auge stach: Fünf PKW-Brände. Besonders rund um den Birkenweg stehen immer wieder Autos lichterloh in Flammen!
Wie es im neuen Jahr werden wird, ist eine Frage, die sich nur durch das sprichwörtliche “Glaskugelreiben” beantworten ließe. Waldbrände können schnell Dimensionen annehmen, die den Personal- und Materialeinsatz bei großen Industriebränden in den Schatten stellen. Ähnliches gilt für Unwetterlagen. Diese erklären auch für das Jahr 2021 den statistischen Ausreißer nach oben: “In dem Jahr hatten wir 286 Einsätze”, berichtet Pressesprecher Schwanke. Resultierend aus den Einsätzen aufgrund des Jahrhundert-Unwetters im Juli.
Wesentlich planbarer sind allerdings Investitionen. Doch wann genau die drei neuen “MTF” auf Basis von Ford Kleinbussen geliefert werden, ist noch nicht ganz klar. Immerhin sollten diese bereits im vergangenen Jahr übergeben werden. Auch beim neuen Gerätehaus der Löschgruppe Vollme kommt es zu Verzögerungen, denn die Umlage ist noch nicht fertig. Das sei aber wetterbedingt und nicht dramatisch, denn das alte Gerätehaus sei ja weiterhin nutzbar, so Schwanke.
Überhaupt ist die Kiersper Wehr hinsichtlich der Ausstattung nach eigenem Bekunden inzwischen auf einem guten Stand. Die Erneuerung des Fuhrparks ist weitgehend abgeschlossen. Es wurde sogar beschlossen, den alten Unimog der Löschgruppe Neuenhaus nicht abzugeben, sondern in der Löschgruppe Vollme zu stationieren. Aufgrund der zunehmenden Unwetter- und Waldbrandlagen sind derart geländegängigen Fahrzeuge sehr wichtig — und bieten gegenüber modernen Exemplaren auch einige Vorteile. Kurzum: “Peppel”, so der Spitzname des alten Unimog, bleibt. Nur eben in einem anderen Gerätehaus. Denn in Neuenhaus ist bekanntlich “Emma” eingezogen! Nach wie vor kein Thema für die Kiersper Wehr ist eine eigene Drehleiter. Auch wenn diese aus Prestigegründen immer mal wieder angesprochen wird, ist klar: Dafür gibt es angesichts der guten und schnellen Unterstützung aus Meinerzhagen, aber auch aus Marienheide und Halver einfach keinen wirklichen Bedarf.
Während viele Feuerwehren Nachwuchssorgen haben, ist das in Kierspe kein wesentlicher Punkt: “Für die Kinderfeuerwehr haben wir Wartelisten, und auch die Jugendfeuerwehr ist voll”, freut sich Christian Schwanke. Das heißt aber keineswegs, dass damit alle Personalprobleme für die Zukunft vom Tisch sind: “Bei weitem nicht jeder wechselt von der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst”, so Schwanke. Und nicht wenige Jugendlichen würden abwinken, wenn sie hören, dass die Arbeit bei der freiwilligen Feuerwehr unentgeltlich sei. Darüber hinaus sieht man in Kierspe die Notwendigkeit, die Jugendfeuerwehr inhaltlich neu zu strukturieren. Als problematisch erweise sich die Altersvorgabe von 11 bis 17 Jahren. Die Älteren müsse man schon auf den aktiven Dienst vorbereiten, die Jüngsten sind eigentlich in der Kinderfeuerwehr besser aufgehoben. Die Idee, Gleichaltrige in Gruppen zusammenzufassen, klingt vielversprechend, stellt aber wieder die Frage nach der Betreuung.
Nicht nur der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, sondern auch der Nachwuchsgewinnung dienen die Social-Media-Aktivitäten. Hier hat die Kiersper Wehr eine Menge getan, musste aber auch feststellen: “Die Jugendlichen erreichen wir nicht mit Facebook oder Instagram”, da dort eher andere Altersklassen unterwegs seien, so Schwanke. Damit auch der direkte Kontakt zu den Menschen in Kierspe gepflegt wird, stehen schon zwei Termine für Feuerwehrfeste im Kalender: Am 26. Juni lädt der Löschzug Stadtmitte zu einem Picknick ins neuen Gerätehaus, am 28. Juli feiert die Löschgruppe Neuenhaus ihr Sommerfest. Die Aktivitäten in Vollme hängen noch maßgeblich von der Fertigstellung des neuen Gerätehauses ab, und der Löschzug 4 in Rönsahl plant derzeit noch.
Der Rutsch ins Jahr 2024 blieb rückblickend für die Feuerwehren im Volmetal sehr ruhig. Doch die Brandstiftung an der Kiersper Gesamtschule in der Silvesternacht zeigt: Man muss eigentlich immer auf Alles vorbereitet sein. Das wird die Kiersper Feuerwehr in ihren Übungsdiensten immer wieder berücksichtigen!