Mordete Musikerin in der historischen Brennerei?
KIERSPE (mk) Dass bei einem Theaterstück oder einem Konzert Blutkonserven in der Ecke herumliegen, dürfte ziemlich selten sein. Vor allem, wenn diese in einem gemütlichen und gepflegten Ambiente aufgeführt werden. In der historischen Brennerei in Rönsahl war dies eindeutig dem Thema des Abends geschuldet, denn der kuriose Fund war eines der „Beweisstücke“ bei der Suche nach dem vierten Protagonisten, der beim KLASSIK.KRIMI neben Juri Tetzlaff, Johanna Franz und Patricia Ramírez-Gastón auf der Bühne stehen sollte. Um die Gäste mit einem Tango-Rythmen und anderen musikalischen Leckerbissen zu erfreuen. Zu erleben war dies am vergangenen Freitag, 27. Oktober.
Doch daraus wurde nicht: Als Santiago López auf die Bühne kommen sollte, passierte nichts. Moderator Juri Tetzlaff suchte im Backstage-Bereich nach dem Vermissten, und kam mit blutigen Händen zurück. Was folgte, war mangels Erscheinen der zur Hilfe gerufenen Polizei der Beginn eigener Ermittlungen zum Verbleib des Vermissten, bei denen natürlich auch die Zuschauer mithelfen mussten.
Wer eigentlich wegen der Musik in die Brennerei gekommen war, wurde nicht enttäuscht, denn das Programm war von entsprechenden Einlagen gespickt. Dabei entführte Juri Tetzlaff die Zuhörer zunächst in die Geschichte des Tangos, das imaginäre Ambiente argentinischer Hafen-Bordelle. Orte, über die er in seinem Hauptjob als Fernseh-Moderator im Kinderprogramm sicherlich nicht berichtet. In der Brennerei diente dies vor allem dazu, die Lebensläufe der Darsteller zu erklären. Die lagen den Besuchern, (oder besser gesagt: Teilnehmern) sogar schriftlich vor, und waren Teil der kriminalistischen Knobelaufgaben.
Zur Ehrenrettung aller Beteiligten sei gesagt: Niemand von ihnen hat einen persönlichen Bezug zu den Rotlicht-Vierteln in Buenos Aires. Vielmehr laufen die Fäden in Detmold zusammen, wo die geigenspielende Johanna und die Pianistin Patricia in der Vergangenheit schon einmal mit dem möglichen Mordopfer, zumindest aber vermissten Santiago schon einmal zu tun hatten. Das Perfide an der Sache: Die Lebensläufe stimmen tatsächlich.
Wer nun denkt, Detmold sei als Groteske ausgewählt worden, als Ort, den man kaum mit lateinamerikanischen Rhythmen in Verbindung bringt, irrt. Dieser Punkt ist genau real, wie die Herkunft von Johanna Franz. Die ist nämlich in Kierspe beziehungsweise Rönsahl aufgewachsen. Es besteht daher der dringende Verdacht, dass daher die Brennerei als einer der „Tatorte“ für das ungewöhnliche Bühnenstück ausgewählt wurde.
Allerdings gab es noch weitere Verdächtigungen, und die betrafen so ziemlich jeden der Darsteller. Um denjenigen, die sich „Mord im Backstage“ später bei anderen Gelegenheiten ansehen wollen, nicht zuviel verraten zu wollen: Die Sache nimmt manche Wendung und ein völlig unerwartetes Ende. Zwischendurch geht es einer der Musikerinnen sogar live an die Gurgel.
Die rund zweistündige Aufführung begeisterte die Anwesenden restlos, und als Location hat sich die historische Brennerei mehr als bewährt. Obgleich die bisher unbestätigte Annahme im Raum steht, dass diese Auswahl mit der Herkunft von Johanna Franz zusammenhängt, passt sie wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Veranstalter war der KUK e.V, der Verein für Kommunikation und Kultur in Kierspe und Meinerzhagen. Mit diesem Event hat der Verein zweifellos einen Volltreffer gelandet, der vermutlich noch mehr Krimi-Liebhaber angezogen hätte, als in die Location gepasst hätten. Die Darsteller glänzten nicht nur Abwesenheit, sondern auch durch die musikalischen Darbietungen und ihr komödiantisches Talent.