Pfarrer Fröhlich mit humorvollem Gottesdienst verabschiedet
Pfarrer Fröhlich mit Gottesdienst verabschiedet
KIERSPE (mk) So richtig ist der Abschied von Pfarrer Reiner Fröhlich noch nicht zu spüren. Am vergangenen Sonntag, 12. November, wurde er im Rahmen eines Gottesdienstes in der ev. Christuskirche in Kierspe verabschiedet. Dass dieser Gottesdienst dem Pfarrer gewidmet ist, der nun mit 64 Jahren den wohlverdienten Ruhestand antritt, war augenscheinlich, obgleich sein Kollege George Freiwat noch zu Beginn „klarstellte“: „Wir feiern nicht Deine Verabschiedung, sondern einen Gottesdienst, und darin Deine Verabschiedung.“ Wer die Beteiligten kennt, ahnt: Da schwang etwas liebevolle, wertschätzende Ironie mit. Und die Christuskirche war rappelvoll, mehr Besucher kommen bestenfalls an Heiligabend oder an Ostersonntag in das Gotteshaus. Auch dass die Zeremonie sich auf rund drei Stunden erstreckte, macht deutlich, dass das hier kein normaler Gottesdienst war.
Dabei war der formelle Teil der Verabschiedung noch vergleichsweise kurz: Dr. Christof Grote, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, entband Reiner Fröhlich, der dazu auf den Knien hockte, in einem eher kurzen Prozedere von seinen Pflichten als Pfarrer. Die Predigt dieses Gottesdienst durfte Reiner Fröhlich, dennoch halten. Die zumindest vorerst letzte in seinem Berufsleben. Dabei zeigte sich der Geistliche, der man unwillkürlich überlegt, ob „Fröhlich“ nicht vielleicht ein Künstlername sei, in „Bestform“.
In einem Lied, dass ihm gewidmet wurde, heißt es: „Er redet mit Händen und Füßen, also ob er gleich abheben will.“ Dass er mitten in der Predigt ein Bein über die Kanzel schwingt, um zu zeigen, wo der Schuh drückt, nötigt auch seinem katholischen Kollegen Respekt ab. Nicht nur vor der sportlichen Leistung, sondern vor dem Mut, sich derart lebhaft zu geben. Ein Stil, der bei den Menschen sehr gut ankommt.
Der allerdings nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass es auch gesundheitliche Gründe waren, die Reiner Fröhlich dazu bewogen, nach immerhin rund 33 Dienstjahren, aber dennoch zwei Jahre früher als langfristig geplant, in den Ruhestand zu gehen. 33 Jahre, in denen sich der Atomkraft-Gegner und erklärte Bruce-Springsteen-Fan ganz offensichtlich nicht nur in die Herzen der Gemeindemitglieder predigte, sondern auch mit Menschlichkeit überzeugte.
Obgleich es der Akt eines Abschieds war, wurde am vergangenen Sonntag in der Christuskirche manches mal herzhaft gelacht. Dass Fröhlich bei der Vorführung seiner neu erworbenen Fähigkeiten im Bogensport beinahe das halbe Presbyterium „abschießt“, war sicherlich weder vorgesehen, noch seine eigene Idee.
Von langer Hand geplant waren aber die zahlreichen Grußworte, in denen auch eine Menge über Reiner Fröhlich zu erfahren war. Alle Menschen zu zitieren, die an diesem Tag ihre Wertschätzung in Worte fassten, würde jeden Rahmen sprengen. Würde aber erklären, warum der Gottesdienst insgesamt knapp drei Stunden dauerte.
Derartige Veranstaltungen werden oft langweilig, nicht so diese Verabschiedung. Zu viel war über den Menschen und Geistlichen zu erfahren. Auch über das Amt eines Pfarrers, und die damit verbundenen Aufgaben. Als solcher hat sich Fröhlich für die Ökumene engagiert, wie Gregor Myrda, Pastor der katholischen Kirche St. Josef in seinem Grußwort betonte. Auch die Zusammenarbeit der Neuapostolischen Kirche gehörte dazu, die freie evangelische Gemeinde (FEG) ohnehin.
Dass Fröhlich nun einfach den Ruhestand antritt, erscheint nur schwer vorstellbar. Auch wenn er seine letzte Predigt mit den flapsigen Worten „wieso, ich bin doch entpflichtet“ antrat, ist der beliebte Pfarrer mit Sicherheit kein Mensch, der mit dem Eintritt in den Ruhestand seine Berufung ignoriert. Das wäre für diese „Branche“ sowieso eher untypisch.
Nichtsdestotrotz will er sich nun erstmal für ein Jahr komplett zurückziehen. George Freiwat nannte ihn „eine Konstante für Kierspe“: Die Menschen in der Rauk-Stadt werden sich sicherlich freuen, wenn Reiner Fröhlich irgendwann wieder in der Gemeinde oder anderen heimischen Gruppen und Vereinen anzutreffen sein wird. Seine Frau, Jutta Betzendörfer-Fröhlich, bleibt derweil weiter als Gemeindepädagogin tätig. Nebenbei sucht die Familie eine neue Wohnung in Kierspe: Im Leben der Fröhliches wird sich in der kommenden Zeit viel ändern. Aber dem wird Reiner Fröhlich wie gewohnt gelassen und mit viel Humor begegnen.
FOTOS: Markus Klümper