Polizei nimmt Biker und ihre Maschinen unter die Lupe
MEINERZHAGEN (mk) Der Zeitpunkt könnte den Eindruck erwecken, es wäre eine spontane Aktion des Verkehrsdienstes. Immerhin fand die Kontrolle am Sonntagnachmittag, 8. September statt, während ein “VU-Team” nur wenige Kilometer entfernt die Ursache für den tödlichen Motorradunfall auf der Nordhelle ergründete. Der Einsatzleiter versicherte allerdings, dass der Termin schon aus organisatorischen Gründen bereits seit Anfang des Jahres geplant gewesen wäre. Der Standort an der Landstraße 539, direkt vor dem Feuerwehrgerätehaus der Löschgruppe Willertshagen, war aber tatsächlich spontan: “Wir standen vorhin an der B237 in Kierspe-Woeste, aber da war kaum etwas los”, so der Beamte.
Nach dem Standortwechsel änderte sich die Sachlage gewaltig: Etliche Biker wurden von den Polizisten zu Kontrollen rausgewunken. Man kennt seine Pappenheimer, wird aber auch positiv überrascht: An einer Harley Davidson, deren Abgasanlage mittels eines Schallmessgerätes geprüft wurde, hatten die Beamten schlussendlich nichts auszusetzen. Der Klang des Bikes aus der legendären, amerikanischen Motorrad-Schmiede ist unzweifelhaft Geschmacksache. Vermutlich dürfte sich mancher Diesel-Fahrer bei so einer Geräuschkulisse des eigenen Autos schonmal nach einem Austauschmotor umsehen, doch hier zählt nur der Pegel. Und der war nicht zu beanstanden, alles im gesetzlichen Rahmen.
Bei der Großkontrolle wurden natürlich nicht nur das Fahrverhalten der Biker sowie die Umbauten ihrer Zweiräder ins Visier genommen. Steine des Anstoßes fanden sich vor allem beim Zustand der Bereifung. Und hier hatten einige Fahrer Gründe, nervös zu werden. Bei den Pneus wurden die Polizisten manchesmal mit der digitalen Schieblehre fündig und monierten zu geringe Profiltiefen. Die Gründe, warum die Biker mit zuwenig Gummi unterwegs waren? Möglicherweise spielt der Kalender eine Rolle. Der Sonntag könnte einer der letzten mit motorradfreundlichem Wetter in dieser Saison gewesen sein. Neue Reifen sind dann für das kommende Jahr vorgesehen. Menschlich irgendwie verständlich, dennoch nicht tolerierbar. So hat es einige Bußgeldverfahren gehagelt, die Weiterfahrt wurde aber nicht untersagt. Das wäre angesichts zahlreicher Kennzeichen aus dem Bergischen Land oder aus noch weiter entlegenen Heimatadressen auch zum echten Problem für die Biker geworden.
Die nahmen die mehrstündige Großkontrolle ohnehin mit Respekt und Langmut hin. Auch wenn angesichts der drohende Geldbußen manchem die gute Laune verging. Ein Biker nahm es besonders gelassen hin, machte sich aber Sorgen um ein mögliches Foto mit “Kippe” in der Hand: “Ich bin zwar schon 28, aber wenn meine Mutter mich rauchen sieht, kriege ich Ärger”, erklärte der Zweiradfahrer schmunzelnd, während die Polizisten die abgefahrenen Stellen seines Hinterrades dokumentierten. Obgleich wohl kaum einer von dem dramatischen Ausgang einer Motorrad-Tour über die Nordhelle wußte, beschwerte sich niemand über die Kontrollen. Allen ist klar: Ein “Schuss vor den Bug” kann in letzter Konsequenz Leben retten! Und darum geht es bei der Aktion: Keine Schikane, sondern Prävention. Um vor gefährlichen oder gar tödlichen Unfällen zu schützen!