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Türöffnung führt zu grausigem Fund — mitten in der Innenstadt

Am Dienstagnachmittag, 14. Januar, wurde die Meinerzhagener Wehr alarmiert: Nachbarn eines Mehrfamilienhauses in der Derschlager Straße machten sich Sorgen, weil sich vor einer Wohnung seit einiger Zeit Pakete stapelten. Die Sorge war mehr als berechtigt, wie die Einsatzkräfte leider feststellen mussten.

MEINERZHAGEN (mk) Es sind inzwischen Routineeinsätze für die Feuerwehr, die einen immer größeren Anteil der Arbeit ausmachen: Türöffnungen, wenn Polizei und Rettungskräfte möglicherweise hilflosen Personen helfen wollen, die die Tür vielleicht nicht mehr selbst öffnen können. Immer wieder werden die Retter jedoch zu spät alarmiert. So auch in dem Haus, dass mitten in der Fußgängerzone steht. Hier fanden Polizisten und Feuerwehrleute die alleinstehende Bewohnerin tot vor. Es handelt sich um eine 77 Jahre alte Dame, die offenbar schon seit mehreren Wochen nicht mehr lebt.

Der Notarzt konnte nur den Tod feststellen, die Ursache dafür aber nicht bestimmen. Damit wurde es ein Fall für die Kriminalwache, die immer in solchen Konstellationen hinzugezogen wird. Die Umstände des Ablebens der Seniorin können medizinisch nicht so ohne Weiteres geklärt werden, die Auffindesituation ist aber nach vorläufiger Einschätzung der Kriminalpolizei unverdächtig: “Wir haben keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden oder Suizid”, erklärt Polizeisprecher Lukas Borowski.

Die Polizei wurde zuerst zu dem Haus in der Meinerzhagener Innenstadt gerufen. Fotos: Markus Klümper

Auch wenn die Dame nach ersten Ermittlungen offenbar eines natürlichen Todes gestorben ist, drängen sich Fragen auf: Wie kann es sein, dass dies über Wochen unbemerkt bleibt? In diesem konkreten Fall nimmt Lukas Borowski die Nachbarschaft des Hauses in Schutz: “Die Frau hat nach unseren Erkenntnissen sehr zurückgezogen gelebt und ihre Wohnung wohl nur sehr selten verlassen”, auch Verwandte habe es in der Nähe nicht gegeben. So sei erstmal einige Zeit vergangen, bevor den übrigen Bewohnern die Situation suspekt vorkam. Wieviele Wochen genau, lässt sich derzeit noch nicht exakt bestimmen: “Wir wissen noch nicht, ob die Frau bereits vor Weihnachten verstorben ist, oder erst danach”, erklärt der Polizeisprecher.

Solch dramatische Funde seien bei Türöffnungen allerdings nicht alltäglich. Auch dank überwiegend gut funktionierender “sozialer Kontrolle” würden immer wieder Menschen rechtzeitig gerettet, wenn sie selbst in medizinischen Notfällen weder die Eingangstür noch das Telefon erreichen können, so Lukas Borowski. Oft rufen Nachbarn schon nach einem oder zwei Tagen Polizei oder Feuerwehr, wenn sie sich Sorgen machen. Dazu muss nicht erst der Briefkasten überquellen. Auch in solchen Fällen gilt: Lieber zu oft als zu selten den Notruf wählen. “Schlimmstenfalls gibt’s für die geöffnete Wohnung ein neues Türschloss”, relativiert Borowski die Folgen eines “Fehlalarms in guter Absicht”.

Im Fall der 77-jährigen Meinerzhagenerin wird noch weiter ermittelt. Es zeichnet sich aber ab, dass hier mehrere unglückliche Faktoren zusammenkamen. Es ist auch völlig unklar, ob der Dame medizinisch überhaupt hätte geholfen werden können. Trotzdem sollte es ein Anlass sein, verstärkt die Augen offenzuhalten. Im sozialen Umfeld gewinnt die Nachbarschaft eine immer größere Bedeutung und kann im einen oder anderen Fall sogar Leben retten.