Roman Kappius, Yvonne Heuel und Torsten Rath (v.l.). © Markus Klümper
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Sparkasse sieht sich stark durch Immobiliengeschäft

Rund 860 Millionen Euro beträgt die Bilanzsumme der Sparkasse Kierspe-Meinerzagen. Ein Ergebnis, dass man als Erfolg wertet. Obgleich man sich damit inzwischen zu denen kleineren Häusern im Sparkassenverband Westfalen-Lippe zählt, sei die erfolgreiche Entwicklung ein erforderliches Fundament, um weiterhin eigenständig zu bleiben. Nur so sei “die Versorgung mit Bankdienstleistungen in unserer eher ländlich geprägten Region sichergestellt”, erklärt die ortsansässige Sparkasse.

KIERSPE / MEINERZHAGEN (mk) Die Wirtschaft in Deutschland ist in einer schwierigen Phase. Die Auswirkungen sind auch in Südwestfalen spürbar, das Einzugsgebiet der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen blieb bislang allerdings von größeren Insolvenzen weitgehend verschont. In Nachbarkommunen sei die Situation schon anders zu bewerten, so der Bericht zum abgelaufenen Jahr. Mit Kreditzusagen in Höhe von 75 Millionen Euro hat das Geldinstitut annähernd das Niveau von 2023 erreicht.

Im Bereich der Kundeneinlagen hat sich das Geschäft positiv entwickelt: Hier teilen sich Einlagen der Sparer und Geldanleger in Höhe von rund 655 Millionen auf: 510 Millionen entfielen auf Guthaben bei der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, 155 Millionen Euro sind in Wertpapieren angelegt. Hier beobachten die Sparkassen-Vorstände Roman Kappius und Torsten Rath über die vergangenen Jahre einen signifikanten Anstieg. Den sie auch für sinnvoll halten, insbesondere für die private Altersvorsorge: “Der DAX-Ertrag ist mit klassischen Zinsanlageprodukten nicht zu erzielen”, erklärt Kappius. Er rät zwar Sparern nicht zu Direktanlagen, aber Investitionen in gemanagte Fonds ermöglichen mit einer vernünftigen Sicherheit, am Wachstum im Aktiengeschäft zu partizipieren. Darüber hinaus würden klassische Lebensversicherungen wieder an Bedeutung gewinnen, ein “Produkt, dass eigentlich bis ins Jahr 2021 tot” gewesen sei, so der Vorstand.

Mit etwa 19 Millionen Euro im Jahr 2024 vermitteltem “Bauspargeschäft” für die zur Sparkasse gehörende LBS konnte ein Rekordergebnis vermeldet werden. Roman Kappius sieht in der eigenen Immobilie einen wichtigen Baustein zur Altersvorsorge. Auch für seine Sparkasse selbst ist das private Immobiliengeschäft wichtig, es macht nach eigenen Angaben rund 60% des Immobiliengeschäfts aus, die übrigen 40% entfallen auf Gewerbeimmobilien.

Hinsichtlich der Prognosen für die Zukunft kommen Rath und Kappius zu ähnlichen Ansichten wie die Volksbank Kierspe, die ebenfalls auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurückblickt, wo die Vorstände aber die Sorgen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland teilen. Obgleich die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen deutlich größer ist, gibt es manche Parallele: “Wir sind in einer Region, die sehr stark am Auto hängt. Noch ist die Finanzdecke, die Substanz gegeben, aber es fehlen einfach Umsätze”, bringt es Roman Kappius auf den Punkt.

Auch in diesem Pressegespräch kam der Begriff “Regulatorik” auf den Tisch: “Die ist für kleine Banken schwieriger abzubilden, als für große”, erklärt Torsten Rath. Er hofft auf eine “Abschwächung des Behördenwahnsinns”, so würde es bereits erste Bemühungen einer Deregulierung für Institute mit einer Bilanzsumme von bis zu einer Milliarde Euro geben.

Anspruchsvoll, aber wohl leistbar ist die Personaldecke, um die Region mit Finanzdienstleistungen vernünftig zu versorgen. “Wir haben rund 120 Mitarbeiter im Haus, die brauchen wir auch”, so Rath. Zumal der Beratungsbedarf bei den Kunden nicht geringer wird, im Gegenteil. Stellen zu besetzen und geeignete Auszubildende zu finden, gelingt im Wesentlichen, ist aber durchaus schon eine Herausforderung. Bewältigt wird diese auch durch unkonventionelle Aktionen wie der “Azubi-Filiale”, wo der Nachwuchs eine Weile eigenverantwortlich das Tagesgeschäft bearbeitet. Auch ein elementarer Eckpfeiler bei der Gewinnung von Auszubildenden: “Die meisten Plätze besetzen wir tatsächlich durch Empfehlungsmanagement”, erklärt Vorstand Torsten Rath.

90.000 Euro hat die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen gespendet. Das sei zwar im Gegensatz zur Versorgung mit Bankdienstleistung keine gesetzliche Pflicht, gehört aber durchaus zum Wesen einer Sparkasse. Gefördert wurden unter anderem eine LED-Leinwand für das Meinerzhagener Stadtmarketing, die Arbeit des Chor Canatamus oder ein Projekt für Zivilcourage.

Trotz mancher Sorgenfalte ist der Vorstand der Sparkasse für die Zukunft optimistisch. Das gilt auch für den Erhalt der Struktur. Dazu zählen natürlich auch mehr als ein Dutzend Geldautomaten, um die Menschen mit Bargeld zu versorgen. Das sei nach Corona schließlich wieder im Aufwind, allerdings auch mit erheblichen Kosten für die Banken verbunden. Auch den Bedrohungen durch Geldautomatensprengungen wurde etwas entgegengesetzt: Standorte wie der am Bahnhof wurden gesichert, in Valbert wurde kräftig modernisiert: Der Geldautomat kam nun in einen sprengsicheren Korpus. “Der Muff der 70er Jahre wurde auch ausgekehrt”, fügt Rath hinzu. So sieht sich die heimische Bank für die Zukunft gut gerüstet.

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